Foto: Caroline Schlüter

Jan Klare – AKAI EWI & Moog
Florian Walter – AKAI EWI & Moog
Karl-F. Degenhardt – Roland SPD-SX & Sensory Percussion

Die reine Startaufstellung des Trios M.K.Q.T. erscheint ebenso skurril besetzt wie prädisponiert für eine weitere selbstironisch gebrochene Radneuerfindung retrofuturistischer Klischees und den Rückgriff auf etablierte  Zeichen- und Referenzsysteme von Synth- und Vaporwave. Soweit so hip.
Unverkennbar finden sich hier Spuren jener nostalgischen DNA wieder, Verweise auf Deridas hauntologischen Entwurf, ja sogar Zitate kulturindustrieller Escapismusangebote eines 20. Jahrhunderts, das sich im fortwährenden Zyklus reproduktiver Ästhetik der authentisch utopischen Sinngenese zugunsten einer trojanischen Sicherheitsillusion verweigert und sich im Zustand dieser selbstgewählten Stasis letztlich doch unausweichlich auf den Brechpunkt zubewegt, die neue „high-water mark“ des passiven, unreflektierten Konsumismus.
Wir von M.K.Q.T. glauben nicht an die von Mark Fisher festgestellte Alternativlosigkeit des kapitalistischen Realismus, bzw. in Ermangelung eines bereits ausformulierten Gegenmodells: wollen nicht glauben! Woran wir glauben ist Ambiguitätstoleranz und die unveräußerliche Notwendigkeit, alternative Sinnangebote zu generieren, ästhetische Welten zu entwerfen, die als soziale Räume nicht durch deterministische Kapitalstrukturen und überholte Distinktionen konstituiert werden, sondern sich durch Widerständigkeit definieren. Die durch individuelles Interesse motiviert erschlossen, nicht servierfertig dargeboten, sondern im intersubjektiven Prozess verhandelt werden müssen. In der Auseinandersetzung internalisiert, als unabgeschlossenes Fragment mit nach Hause genommen und im Abgleich mit der eigenen Welt in den Metabolismus der Reflexion überführt.
Ein katharsisches Ritual disruptiver Tanzbarkeit und elektroschamanistischer Imagination einer Zukunft, in der wir nicht dazu verdammt sind, die Vergangenheit in ewiger Iteration wieder und wieder zu durchleben, in der vagen Hoffnung, doch noch irgendwie unser Seelenheil aus den gescheiterten Realitäten der aufgehobenen Zeitlichkeit extrahieren zu können.
Dies ist kein Manifest. Dies ist vielmehr der Entwurf eines konkreten Plans. Nehmen wir den Anspruch ernst, uns eine kontingente Zukunft außerhalb der vom Phänomen der Nicht-Zeit bestimmten Matrix vorzustellen, braucht es zunächst einmal Strategien, diese zu verlassen, Freiräume für autonomes Denken, eigenverantwortliche Entscheidungsgewalt, die Formulierung einer neuen ästhetischen Grammatik, den ehrlichen und undogmatischen Diskurs über eine künstlerische Ethik.
Unser Angebot, unser erster Schritt ist der Versuch einer Neuformatierung der eingangs erwähnten Zeichensysteme durch aktive Überschreibung und Umdeutung kultureller Referenzialisierung in einer Art akzelerationistischen Modus. Setzen wir der Befindlichkeit ein Ende, gestalten wir die real existierende Zeit!

The pure line-up of the trio M.K.Q.T. appears as bizarre as predestined for another self-ironically broken new invention of retrofuturistic clichés and the use of established drawing and reference systems of synth- and vaporwave. So hip. Unmistakable there are traces of that nostalgic DNA, references to Derida’s hauntological design, and even quotes from cultural-industrialist offers of a late twentieth century, denied in the ongoing cycle of reproductive aesthetics of authentic utopian genesis in favor of a Trojan security illusion and ultimately in the state of self-imposed stasis but inevitably moved toward the breaking point, the new „high-water mark“ of passive, unreflective consumerism.
We at M.K.Q.T. do not believe in the loss of alternatives in capitalist realism as noted by Mark Fisher, or better: do not want to believe! What we believe in is ambiguity tolerance and the inalienable need to generate alternative meanings, to design aesthetic worlds that, as social spaces, are not constituted by deterministic capital structures and outdated distinctions, but define themselves through resistance. The motivated by individual interest, not presented „ready to eat“, but must be negotiated in the intersubjective process. Internalized in the dispute, taken home as an unfinished fragment and, in alignment with one’s own world, transformed into the metabolism of reflection.
A catharsic ritual of disruptive danceability and electro-shamanistic imagination of a future in which we are not condemned to relive the past in eternal iteration again and again, in the vague hope, but still somehow our salvation from the failed realities of to be able to extract suspended temporality. This is not a manifesto. This is much more the design of a concrete plan. If we take seriously the claim of imagining a contingent future outside of the matrix determined by the phenomenon of non-time, strategies for leaving it, strategies for autonomous thinking, autonomous decision-making power, the formulation of a new aesthetic grammar, the honest and undogmatic discourse on an artistic ethic. Our offer, our first step, is the attempt to reformat the sign systems mentioned above by actively overwriting and reinterpreting cultural referencing in a kind of accelerationistic mode. Put an end to consternation, recreate the real existing time!

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